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Grenzwerte von Folgen  



Betrachten wir die Folge $\displaystyle
\left<\frac{(-1)^n}{n}\right\gt$:


\begin{figure}
\setlength {\unitlength}{1.6mm}
 
\begin{picture}
(100,20)
 \put(...
 ...r)$}}
 \put(61.6,0){\makebox(0,0){\small$\varepsilon$}}\end{picture}\end{figure}

Die Folgeglieder ,,streben`` mit wachsendem $n$gegen 0. Wir sagen, die Folge $\bigl<a_n\bigr\gt$  konvergiert gegen .



DEFINITION (LIMES)
Eine Zahl $a\in{\mathbb R}$ heißt  Grenzwert (oder Limes) einer Folge $\bigl<a_n\bigr\gt$, wenn es für jedes noch so kleine Intervall $(a-\varepsilon,a+\varepsilon)$ ein $a_{_N}$ gibt, sodaß $a_n\in(a-\varepsilon,a+\varepsilon)$ für alle $n\geq N$ (m.a.W.: alle Folgeglieder ab $a_{_N}$ liegen im Intervall).

Eine Folge, die einen Grenzwert besitzt, heißt  konvergent. Sie konvergiert gegen ihren Grenzwert.

Wir schreiben dafür


$\mbox{\ovalbox{$\displaystyle \bigl<a_n\bigr\gt\to a\quad\mbox{oder}\quad
 \lim\limits_{n\to\infty}a_n=a$}}$


Nicht jede Folge besitzt einen Grenzwert. So eine Folge heißt dann  divergent.



BEISPIEL
Die Folge $\bigl<n^2\bigr\gt=\bigl<1,4,9,16,25,\ldots\bigr\gt$ besitzt keinen Grenzwert, da sie größer als jede beliebige natürliche Zahl wird.

Diese Folge ,,strebt`` allerdings gegen $\infty$.Derartige Folgen heißen  bestimmt divergent gegen $\infty$ (bzw. $-\infty$). Wir schreiben dafür


$\mbox{\ovalbox{$\displaystyle \lim\limits_{n\to\infty}a_n=\infty\quad
\mbox{(bzw.\ }\lim\limits_{n\to\infty}a_n=-\infty\mbox{)}$}}$



Folgen, die weder konvergent noch bestimmt divergent sind heißen ( unbestimmt) divergent.

BEISPIEL
Die Folge $\bigl<(-1)^n\bigr\gt=\bigl<-1,1,-1,1,-1,\ldots\bigr\gt$ besitzt keinen Grenzwert. Der Grenzwert ist weder 1 oder $-1$, noch strebt die Folge gegen $\infty$ oder $-\infty$. Sie ist daher (unbestimmt) divergent.



Die Grenzwerte wichtiger Folgen.

$\lim\limits_{n\to\infty} c$ = $c\, \mbox{ für alle } c\in{\mathbb R}$
$\lim\limits_{n\to\infty} n^\alpha $ = $\left\lbrace
 \begin{array}[c]
{rl}
 +\infty 
\hiddenampersand 
\mbox{für }\alp...
 ...ine
 0
\hiddenampersand 
\mbox{für }\alpha<0\hiddennewline
 \end{array} \right.$
$\lim\limits_{n\to\infty} q^n $ = $\left\{ \begin{array}[c]
{rl}
 +\infty
\hiddenampersand 
\mbox{für }q\gt 1\hidd...
 ...xists
\hiddenampersand 
\mbox{für }q\leq{}-1\hiddennewline
 \end{array} \right.$
$\lim\limits_{n\to\infty} \frac{1}{n^\alpha} $ = $
 \lim\limits_{n\to\infty} n^{-\alpha}$
$\lim\limits_{n\to\infty} \frac{1}{q^n} $ = $
 \lim\limits_{n\to\infty} q^{-n}$
$\displaystyle\lim\limits_{n\to\infty} \frac{n^\alpha}{q^n} $ = $\left\{ \begin{array}[c]
{rl}
 0
\hiddenampersand 
\mbox{für }\vert q\vert\gt 1...
 ...sts
\hiddenampersand 
\mbox{für }0\gt q\gt-1\hiddennewline
 \end{array} \right.$



Mit Hilfe von Rechenregeln lassen sich Grenzwerte komplexerer Folgen auf die Grenzwerte einfacherer (bekannter) Folgen zurückführen.


Im folgenden seien $\bigl<a_n\bigr\gt$ und $\bigl<b_n\bigr\gt$ konvergente Folgen mit $\lim\limits_{n\to\infty}a_n=a$ und $\lim\limits_{n\to\infty}b_n=b$. $\bigl<c_n\bigr\gt$ sei eine beschränkte Folge.

 

  REGEL  
(1) $\lim\limits_{n\to\infty} (c\cdot a_n+d) = c\cdot a+d$  
(2) $\lim\limits_{n\to\infty} (a_n + b_n) = a+b $  
(3) $\lim\limits_{n\to\infty} (a_n\cdot b_n) = a\cdot b $  
(4) $\lim\limits_{n\to\infty} {\displaystyle \frac{a_n}{b_n}=\frac{a}{b}} $ für $b\not=0$
(5) $\lim\limits_{n\to\infty} (a_n\cdot c_n) = 0$ falls $a=0$
(6) $\lim\limits_{n\to\infty} a_n^k = a^k$  



Ausdrücke der Form $\frac{0}{0}$, $\frac{\infty}{\infty}$ oder $0\cdot\infty$ sind nicht definiert. Der Grenzwert könnte jeder beliebige Wert bzw. die Folge divergent sein. Aus $\lim=\frac{1}{0}$ läßt sich nicht schließen, daß $\lim=\infty$ (oder $\lim=-\infty$).

BEISPIEL

$
 \begin{array}
{rcl}
 {\displaystyle\lim\limits_{n\to\infty}\frac{n^2+1}{n^2-1...
 ...playstyle \frac{\infty}{\infty}\qquad\mbox{( = nicht definiert)}}
 \end{array} $


Trick: Kürzen durch die
höchste vorkommende Potenz im Nenner.


$
 \begin{array}
{rcl}
 {\displaystyle\lim\limits_{n\to\infty}\frac{n^2+1}{n^2-1...
 ...-n^{-2}}}\\ [4ex]
 &=&
 {\displaystyle\frac{1}{1}}\\ [2ex]
 &=& 1
 \end{array} $


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© 1997, Josef Leydold
Abteilung für angewandte Statistik und Datenverarbeitung