Der Geiz lehrte mich zu rechnen.
SENECA (um 4 v.Chr. bis 65 n.Chr.)
"Du kannst wohl nicht zählen, oder wie?"
"Nein", sagte der kleine Tiger. "Brauch ich das denn?"
"Das brauchst du dringend nötig", sagte der kleine Bär, "denn wer nicht zählen kann, der geht im Leben unter."
JANOSCH. "Wie der Tiger zählen lernt"
Die mathematische Ökonomie (mathematical economics) ist kein eigener Zweig der Ökonomie wie etwa Finanzwissenschaften oder Außenhandel. Es ist viel mehr ein anderer Zugang zur Untersuchung wirtschaftswissenschaftlicher Zusammenhänge, ein Zugang, der Gebrauch von mathematischen Symbolen und bekannten mathematischen Theoremen macht. Sie unterscheidet sich grundsätzlich nicht von der "eigentlichen" Ökonomie. Anstatt Annahmen und Schlußfolgerungen in Wörtern und Sätzen zu beschreiben, werden mathematische Symbole und Gleichungen verwendet. Sie liefert in dem Sinn keine Kenntnisse, die nicht auch durch logisches Schließen mit Hilfe der deutschen (englischen, französischen, ...) Sprache erzielt werden könnten. Die Vorteile des mathematischen Zuganges sind aber:
Das vorliegende Buch bietet dem bzw. der interessierten Leserin eine kleine Einführung in die Welt der Mathematik. Einige der wichtigsten Begriffe und Techniken, die Sie in wissenschaftlichen Journalen wie etwa American Economic Review finden können, werden erklärt. Ich habe dabei versucht, nicht nur ein paar "Kochrezepte" zum Lösen einzelner mathematischer Probleme anzubieten, sondern auch die Idee dieser Konzepte verständlich zu machen. (Elementare Kenntnisse, wie sie etwa an einer österreichischen höheren Schule vermittelt werden, sind in Anhang überblicksmässig zusammengefaßt.)
Das Verständnis dieser Ideen und das Arbeiten mit mathematischen Symbolen und Begriffen erscheint mir wichtiger als die Fertigkeit, standardisierte Übungsbeispiele mit vorgegebenen Rechenalgorithmen zu lösen. Diese mechanische Fertigkeit besitzen heute bereits einige Computerprogramme, wie Matematica oder Maple. Die Kenntnis eines Faches bedeutet aber vor allem die Kenntnis der Sprache dieses Faches (Neil Postman).
Da zum Lesen der aktuellen Literatur die Kenntnis der mathematisch Fachsprache notwendig ist, bietet dieses Buch als kleine Hilfestellung ein kleines Deutsch-Englisches Wörterbuch samt englischem Register.
Rechnungen, bei denen erfahrungsgemäß häufig Fehler gemacht werden, sind einem Symbol am linken Rand gekennzeichnet.
An dieser Stelle möchte ich mich auch bei allen bedanken, die durch ihre Unterstützung das Entstehen dieses Buches erst möglich gemacht haben; insbesondere bei (in alphabetischer Reihenfolge) Christian Cenker, Gerhard Derflinger, Wilfried Grossmann, Michael Hauser, Wolfgang Hörmann, Mojca Jenko, Jörg Lenneis und Gabi Uchida.
Wien, im Juli 1997
Josef Leydold